Führt man den Pinsel, hinterlässt er nichts als die weißgrauschwarz und farbigen Spuren auf transparentgrauem Grund. Das Material ist als Unterlage immer sichtbar, immer spürbar. Darauf das Pflanzliche, hauchdünn oder pastos, stellenweise rinnsaldünn, dann wieder astdick aufgetragen.

Ohne dass einzelne Ebenen entstehen, gewinnt das Bild räumliche Tiefe. Kommt das Licht von hinten, diaphan, entsteht ein weiterer Raum, die Spuren werden dunkler.

Die Wege, die der Pinsel zurückgelegt hat, überkreuzen und überlagern sich, werden zum Geschichtetem, vergleichbar mit dem geistig permanent aktiven Gedächtnis unseres Gehirns, auf dem Gedanken, Gefühle und Bilder wie das Licht auf uns niedergegangen sind. Sichtbare Spuren des Malprozesses und von hinten betrachtet, wenn auch noch so labyrinthisch, ein Phänomen: keine Schicht ist verlorengegangen. Alle sind noch sichtbar!

Man verliert vielleicht die einzelne Spur, aber aus allen Schichten, aus allen Wegen entsteht, erinnernd, ein Bild der Welt.

Werner Wagner